Meine Erkenntnis kam im afrikanischen Regenwald. In einem Dorf im Bergland, das aus ein paar einfachen Lehmhütten besteht und als Ausgangspunkt für Trekkingtouren in den Bwindi National Park eine Handvoll Lodges und Unterkünfte beherbergt. Fernab jeder Infrastruktur, fernab einer Autowerkstatt. Stunden vorher hatte unser geliehener Toyota Landcruiser HZJ78 bei der Anfahrt über glitschige Gesteinsbrocken Benno den Schweiß auf die Stirn getrieben. Der Allradantrieb hatte versagt. Bei einem Auto mit 350.000 gelaufenen Kilometern kann das vorkommen, in diesem Winkel Ugandas ist es jedoch kein glücklicher Zustand. Wir riefen noch am selben Nachmittag die nächstgelegene Werkstatt um Hilfe an. Zwei Stunden benötigte der Automechaniker auf dem Rücksitz eines Motorradtaxis über die steinig-schlammige Strecke zu unserer Lodge, ausgestattet lediglich mit ein paar Schraubenschlüsseln. Seine Diagnose hatte er in wenigen Minuten: Ein kaputter Frontlocker. Trotz der holprigen Gesamtfahrzeit von acht Stunden für den armen Mechaniker war am nächsten Morgen das Ersatzteil eingebaut. Wäre der Defekt bei einem Defender ebenso unkompliziert zu beheben gewesen? Oder bei einem Mercedes G, meiner heimlichen Flamme? Sicher nicht. An diesem Morgen musste ich feststellen: Unser eigener Toyota Landcruiser, der zeitgleich fast jungfräulich zu Hause in der Garage auf seine ersten Einsätze wartete, ist das perfekte Weltreisemobil. Ich erkannte, dass wir für dieses Urgestein an Fahrzeug, ausgestattet mit so wenig Elektronik wie möglich, auf jedem Flecken dieser Erde einen Mechaniker finden würden, der mit der Technik des Fahrzeugs umgehen könnte und mit der Besorgung der Ersatzteile die Weiterreise nicht um Wochen verhindern würde. Zudem verspricht der Landcruiser ein langes Autoleben. In Afrika durften wir ein Exemplar mit zwei Millionen gefahrener Kilometer bewundern – ein Ableben des Motors war da noch lange nicht in Sicht.
Benno hatte sich natürlich schon vor dem Kauf verliebt. Ich fühlte erst nach unserem Erlebnis in Afrika zarte Verbundenheit, die mit jeder nachfolgenden Reise stetig wuchs. Inzwischen ist das Auto für uns ein zweites Zuhause geworden. Ein Heim, das für Abenteuer und Entdeckerlust steht. Gut – der ein- oder andere Schnickschnack an Bord macht das Camping-Leben sehr komfortabel und einige der Sondereinbauten möchte ich auf keinen Fall missen: Eine Standheizung wärmt bei frostigen Temperaturen, Solarpaneele sorgen für dauerhaft gekühlte Getränke und heißes Duschwasser. Wir haben eine Miniküche, einen zusätzlichen Tank mit Platz für 230 Liter Diesel, sind mit Sandblechen ausgestattet, mit einem aufblasbarem Wagenheberkissen und mit Kompressor. Wir haben ein Satelliten-Telefon und ein Fernlicht, mit dem wir Löwen in fünf Kilometer Entfernung aufspüren können. Kurz: Unser Reisemobil ist unsere Antwort zum hippen Tiny-House. Nur noch kleiner, noch sparsamer, noch reduzierter – dafür mit maximaler Freiheit.